Alter Stollen bei Schloss Eisenberg (Jezeří)

 

Auf der böhmischen Seite des Erzgebirges erstreckten sich die Bergbauaktivitäten am steilen Südabhang bis fast an den Fuß des Gebirgskamms. Vermutlich schon im Mittelalter wurde unweit von Schloss Eisenberg (Zámek Jezeří) bei Ober Georgenthal (Horní Jiřetín) Eisen abgebaut und verhüttet. Urkundliche Daten über diesen Abbau fehlen weitgehend, doch der Name der ursprünglich gotischen Burg „Eisenberk“, die 1365 errichtet wurde, deutet bereits auf das im Berg vorhandene Eisen hin. Im Archiv der Familie Lobkowitz, die Schloss Eisenberg ab 1632 übernahm, finden sich keine Unterlagen über den Eisenbergbau, der sich zu dieser Zeit wohl schon in die höheren Gebirgslagen verlagert hatte.

 

Unterhalb von Schloss Eisenberg wird seit Anfang des 20. Jahrhundert Braunkohle gefördert. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann hier im "Tagebau Tschechoslowakische Armee" (Lom ČSA) ein intensiver und großflächiger Bergbau. Im Zuge von Erkundungsarbeiten im Vorfeld des Tagebaus wurde in den 1970er Jahren ein alter Stollen aus der Frühzeit des Eisenerzbergbaus entdeckt. Der Stollen ist 62,5 m lang, wobei er bei einer relativ geringen Breite (60 bis 100 cm) relativ hoch (über 2 m) ausgehauen ist. Das Stollenprofil zeigt dabei ein markantes Einfallen in Richtung Westen, welches vermutlich dem Erzgang angepasst wurde. Der in Orthogneis vorgetriebene Stollen erreicht nach ca. 36 m eine 4 m lange und etwa 3,5 m breite Weitung, in welcher auf der rechten Seite zwei wannenartige Gesenke von 0,3 und 2 m Tiefe angelegt worden sind. Das größere und tiefere der beiden ist dabei mit klarem Wasser gefüllt. Die genaue Funktion dieser Becken ist unklar, jedoch sind gerade in diesem Bereich die überall anzutreffenden Imprägnationen mit Eisenoxiden (v.a. Hämatit und Limonit) besonders stark ausgeprägt. Am Ende der Weitung ist am linken Stoß des Stollens ein Ort angelegt worden, der jedoch kaum einen Meter lang aufgefahren ist. Die bis zu der Weitung in der Stollensohle zu erkennende Wasserseige fehlt im weiteren Verlauf. Von den bei seiner Wiederentdeckung an der Stollenfirste vorgefundenen 12 cm langen eisenhaltigen Tropfsteinen ist heute leider nichts mehr zu sehen.

 


Literatur und weiterführende Informationen