Die Kalklagerstätte Maxen

 

Steinbrüche und Bergwerke - Bergbaugeschichte im Überblick

Der erste schriftliche Beleg für den Maxener Kalkbergbau datiert aus dem Jahr 1388, als eine Ladung von Kalksteinen an das Brückenamt Dresden geliefert wurde. Da beim 1311 erbauten Turm des Ritterguts Maxen auch Kalkmörtel verwendet wurde, ist davon auszugehen, dass man diesen bereits aus dem vor Ort anstehenden Kalksteinen hergestellt hatte. Die Kalksteinvorkommen liegen hauptsächlich nördlich, östlich und südlich des Ortes. Das älteste Abbaugebiet befand sich vermutlich östlich des Ortes im Bereich der sogenannten Winterleite.

 

Einen ersten Aufschwung nahm der Abbau vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit intensiven Bautätigkeiten in der benachbarten Residenzstadt Dresden. Größere Mengen Kalkmörtel wurden u. a. für die Erweiterung des Residenzschlosses und den Neubau des Georgentores benötigt. Für 1554 sind auch Kalklieferungen von Maxen nach Rabenau belegt. Auch für kurfürstliche Bauten in Dippoldoswalde wurde 1625 Kalkstein aus Maxen zur Verwendung angeboten. Der Maxener Kalk weist teilweise Variationen in Richtung Marmor mit einer markanten grünen bis gelbgrünen Färbung auf. Diese Kalksteine wurden ab dem 18. Jahrhundert im Zuge der barocken Gestaltung Dresdner Bauwerke zu Dekorationszwecken verwendet, so u. a. im Marmorsaal des Französischen Pavillons im Zwinger und bei der Neueinrichtung des Grünen Gewölbes im Residenzschloss.

 

Einen weiteren Aufschwung nahm der Abbau im Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts. Dabei ging man zunehmend vom Abbau in Tagebauen und Steinbrüchen zum klassischen Tiefbau über. Die in den 1820er Jahren gefertigte sogenannte Oberreitsche Karte verzeichnet mehr als 15 Kalköfen in Maxen und Umgebung. Darunter befanden sich sieben markante und große Rumfordöfen, von denen einer an der Winterleite (1838) und einer am nördlich gelegenen königlichen Bruch (1856) bis heute erhalten sind. Wenngleich Maxen zu den ältesten und bedeutendsten Orten der Kalksteingewinnung im Elbtalschiefergebirge zählt, so endete der Abbau hier doch verhältnismäßig früh. Der letzte Kalkbruch wurde hier im Jahr 1897 geschlossen, was insbesondere den schwierigen Abbauverhältnissen geschuldet war, die einen rentablen Betrieb vor dem Hintergrund internationaler Konkurrenz nicht mehr ermöglichte.

 

Tiefbaubereich im Kalkbruch Winterleite
Tiefbaubereich im Kalkbruch Winterleite

 

Geologie der Lagerstätte Maxen im Überblick

Die Kalksteinlagerstätten Maxens gehören einer Zone an, die als schmaler Streifen von Nordwesten nach Südosten über etwa 10 Kilometer durch das Elbtalschiefergebirge verläuft. Neben den Maxener Brüchen liegen bedeutende Abbaubereiche bei Borna, Nentmannsdorf sowie Berggießhübel. Mehr noch als bei den übrigen Vorkommen sind die im Oberen Devon gebildeten Kalkgesteine im Maxener Gebiet durch den Einfluss von Hitze und Druck zu Marmor umgewandelt worden. Dieser Prozess erfolgte während der Variszischen Gebirgsbildung, als der gesamte Gebirgsbereich in Form eines Synklinale gefaltet wurde. Dabei kam es zu dem noch heute zu erkennenden steilen Einfallen der Kalksteinschichten, welche den Abbau vielfach sehr schwierig machte. Die angesprochene Umwandlung (Metamorphose) durch vulkanische Schmelzen trat dabei nicht überall gleichmäßig auf, so dass die Kalksteine der Maxener Kalkbrüche sehr große Unterschiede hinsichtlich Farbe und Materialzusammensetzung aufweisen können.

 

In der geologischen Karte sind um Maxen herum mehrere Kalksteinvorkommen unterschiedlicher Mächtigkeit erkennbar. Dabei ist anzumerken, dass es sich insbesondere bei den größeren Vorkommen an den Hängen des Müglitztals um Kalkschiefer handelt, der sich bei Untersuchungen zur wirtschaftlichen Nutzung als unbrauchbar erwies. Die größten nutzbaren Kalksteinlagerstätten Maxens liegen in der Winterleite (1) sowie am Hang in Richtung Kreischa (3), wo Mächtigkeiten der Lager bis über 20 m auftraten.

 

Lage der Kalklager in der Umgebung von Maxen, Ausschnitt der Geologische Karte Blatt Nr. 82 Sektion Kreischa (1912)
Lage der Kalklager in der Umgebung von Maxen, Ausschnitt der Geologische Karte Blatt Nr. 82 Sektion Kreischa (1912)

Abbaubereiche um Maxen:

   (1) Winterleite mit dem "Marienbruch" (auch "Alter Bruch")

   (2) Kalkbruch am Fischhaus ("Fischhausbruch", auch als "Oberer Bruch" / "Neuer Bruch" bezeichnet)

   (3) Marmorbrüche: der nördlich gelegene (königliche) "Alte Bruch" und der "Rote Bruch"

   (4) Kalkbergwerke "Maximilianschacht" (nördlich) und "Friedrich-Burkhard-Schacht" (südlich)

   (5) Bauernbrüche am Weg nach Lungkwitz

   (6) Kalkbergwerke Wolfahrt und Ruschenbusch am Weg nach Mühlbach

 

(1) Der älteste Abbaubereich in der Winterleite

Als bedeutendster Abbaubereich Maxens ist der sogenannte „Alte Bruch“ oder „Marienbruch“ zu nennen. Er befindet sich in einem zum Müglitztal führenden Seitentälchen, dessen Hänge heute als Winterleite bezeichnet werden. Ursprünglich nannte man diesen Bereich aber Burgleite, wodurch angezeigt wird, dass dieses Land dem Maxener Rittergut gehörte. Hier entstand ein regelrechter Tagebau von über 150 m Länge und bis zu 30 m Breite. Dabei ging die Förderung im südöstlichen Bereich zum Tiefbau über, wobei ein kleines System von Kammern und Gängen entstanden ist, welches nach Süden hin die Grenze des Kalksteinlagers aufschließt. 

 

Bemerkenswert sind zudem vier durch den Tagebau verlaufende mauerartige Querriegel. Dabei handelt es sich teilweise um schmale Gänge aus Glimmerdiorit, die man beim Abbau stehen ließ und lediglich schmale Durchschläge einrichtete. Nach Westen hin ist der imposanteste Querriegel zu erkennen. Hier wurde neben einigen kleinen Kammern auch ein mächtiges Felsentor geschaffen, welches durch einen gewaltigen künstlichen Pfeiler abgestützt wird. Dieser für die Förderung des Kalksteins eigentlich hinderliche Querriegel musste wohl deshalb stehen bleiben, weil darauf ein Grundstücksgrenze samt eines Weges verlief.

 

Der Marienbruch wurde 1944 wieder trocken gelegt, da man in den Tiefbaubereichen die Einrichtung einer sogenannten U-Verlagerung, d. h. einer untertägigen Rüstungsproduktion, prüfte und vorbereitete. Zu einer Umsetzung der Pläne kam es aufgrund des raschen Endes des Zweiten Weltkriegs nicht mehr.

 

Reliefkarte mit der Lage der verschiedenen Abbaubereiche der Winterleite (Karte: GeoSN, dl-de/by-2-0)
Reliefkarte mit der Lage der verschiedenen Abbaubereiche der Winterleite (Karte: GeoSN, dl-de/by-2-0)

Übersicht über die Maxener Kalkbrüche im östlich des Ortes gelegenen Bereich der Winterleite

(1) "Marienbruch" (auch "Alter Bruch")

(2) ehemaliger Weg - heute von einem Felsentor durchbrochener Querriegel

(3) Tiefbaubereiche

(4) "Marienofen"

(5) Kalkschneller und ehemaliges Wohnhaus Köhler

(6) Mundloch des Wasserstollens am Bad

(7) Fischhausbruch (auch "Neuer Bruch" / "Oberer Bruch")

(8) Kalkschneller

(9) Maschinenhaus und Schmiede

(10) "Kesselgrube" (auch: "Ascheloch")

(11) ehemalige Ziegelei des Ritterguts

 

 

Die Skizze zeigt das Felsentor (links) und die Untertagebereiche (rechts) im Bereich der Winterleite. Trockene Bereiche sind gelb dargestellt, die blauen Bereiche sind geflutet (Wasserhöhe ca. 30 cm).

(Reproduktion nach Bergarchiv Freiberg 40037-1 Deponierte Risse der Steine- und Erdenindustrie / H22892 Maxen)

 

Am östlichen Ende des Marienbruchs steht der „Marienofen“, der (nach Inschrift am Ofen) 1838 durch den Rittergutsbesitzer von Schönberg nach dem damals revolutionären Prinzip des Grafen Rumford errichtet worden ist. Erfreulicherweise wurde der Ofen, an dem der Verfall bereits stark voran geschritten war, durch ehrenamtliche Helfer grundlegend saniert. Direkt westlich daneben erkennt man noch die Reste eines moderneren Ofens (System Hilke), während auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Ruine des Köhler'schen Wohnhauses sowie eines sporadisch noch bis 1913 genutzten Kalkschnellers zu finden ist.

 

 

Das Foto zeigt die Situation am Marienofen im Jahr 1875. Neben dem älteren Rumfordofen bzw. Rüdersdorfer Ofen (rechts) befand sich ein wohl nach 1850 errichtetet zweiter Ofen (links), der nach dem Berliner Baumeister und Kalkwerksbesitzer Hermann Hilke als Hilke-Ofen bezeichnet wurde. Während der Rumfordofen erhalten blieb wurde der Hilke-Ofen nach der Betriebseinstellung fast komplett abgetragen.

(Quelle: SLUB / Deutsche Fotothek)

 

Das Gemälde "Landschaft mit Kalkofen bei Maxen" von Ernst Ferdinand Oehme (1838) zeigt links den Kammerofen der vor 1810 entstandenen Rittergutsziegelei nordwestlich der Winterleite. In solchen Öfen konnte hochwertiger Baukalk gemeinsam mit Ziegeln gebrannt werden. Der weiß rauchende Ofen ist ein Kalkschneller, der für die Düngekalkproduktion genutzt wurde. Solche Öfen gab es in Maxen bereits vergleichsweise früh ab den 1750er Jahren. Der im Vordergrund zu sehende Kalkbruch dürfte die "Kesselgrube" sein. Heute befindet sich hier ein kleiner Teich.

 

Der Marienofen

 

Tagebaubereich an der Winterleite

 

Tiefbaubereiche an der Winterleite

 

(2) Der Abbaubereich am Fischhaus

Westlich über dem Marienbruch an der Winterleite liegt der Abbaubereich am sogenannten „Fischhaus“. (Es muss angemerkt werden, dass BOLZE das Fischhaus am Standort des späteren Maximilianschachts sah. Das widerspricht allerdings den um 1840 gezeichneten Flurkrokis, welche die „Fischhaushütte“ zwischen Rittergut und Marienbruch zeigen.) Vor Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Bruch offenbar auch „Oberer Bruch“ oder „Neuer Bruch“ genannt. Der Abbaubereich gehörte dabei ebenfalls dem Rittergut, welches damals im Besitz des Major Serre war. Der Kalkbergbau an beiden Brüchen war um 1850 so beträchtlich, dass neben knapp 50 Kalkbrechern auch 2 Obersteiger und 2 Steiger tätig waren.

 

Der Abbau von Kalkstein am Fischhaus soll nach BOLZE seit 1762 erfolgt sein. Hier waren die Hänge weniger steil, als im tiefer gelegenen Marienbruch. Dadurch war der Abfluss des Grundwassers bei der Vertiefung des Kalkbruchs nicht mehr gewährleistet, weshalb schon 1786 ein Entwässerungsstollen bestanden haben soll. Vermutlich ist dies jener Stollen, der noch heute an der südwestlichen Ecke oberhalb des Marienbruchs ausmündet. Im Meilenblatt ist an dieser Stelle ein „Bad“ eingezeichnet, womit vielleicht ein von dem Stollen gespeißtes Becken gemeint ist. Da das ausfließende Wasser heute aber mehr oder weniger direkt in den Marienbruch abfließt, ist anzunehmen, dass dieser Bruch damals noch nicht bis hier vorgetrieben war (was sich auch mit den Darstellungen auf den Meilenblättern deckt). Vielleicht sah man sich dann genötigt, das Wasser des Fischausbruchs nicht mehr über den Stollen, sondern durch Wasserhebung abzuführen. Dafür spricht, dass schon vor 1850 eine Windturbine für die Wasserhebung vorhanden gewesen sein soll. Dementsprechend war bisweilen auch vom „Göpelbruch“ oder „Kalkbruch an der Maschine“ die Rede und die Topographische Karte (1912) verzeichnet hier das „Steigerhaus“ (am Standort der früheren „Fischhaushütte“).

 

Am Fischhaus blieben die kesselartigen Steinbrüche mit einigen unterirdischen Abbaubereichen sowie den Mauerwerksresten des Maschinenhauses (mit Schmiede) und eines Kalkschnellers bis heute erhalten. Der ehemalige Kalkbruch „Kesselgrube“ bzw. „Ascheloch“ nördlich der Straße ist inzwischen jedoch vollständig verkippt und der dortige Kalkofen ist ebenfalls nicht mehr erkennbar.

 

Der Wasserstollen unter dem Fischhaus

 

Der "Neue bzw. Obere Bruch" am Fischhaus

 

(3) Die Marmorbrüche nördlich von Maxen

Nördlich von Maxens lag am Hang in Richtung Kreischa jener Abbaubereich, der durch das Vorkommen farbenfrohen Marmors besonders im 18. Jahrhundert berühmt geworden ist. Diese „Marmorbrüche“ sind wohl um das Jahr 1500 eröffnet worden, obschon damals nur Kalkstein zum Brennen gewonnen worden ist. Über die außergewöhnlich vielfältigen Farben des Kalksteins, die eine Nutzung als Architekturmarmor zuließen, hatte schon Ende des 16. Jahrhunderts der im Auftrag des Landesherrn agierende Prospektor Giovanni Maria Nosseni berichtet. Der Landesherr berief sich fortan auf ein Vorrecht an sogenannten „Regalstücken“. Damit waren Kalkbruchbetreiber dazu aufgefordert, alle brauchbaren Marmorstücke dem Kurfürsten bzw. dessen Hofbildhauer Nosseni zu überlassen. Diese erste Phase der Marmorgewinnung endete vorerst mit dem Dreißigjährigen Krieg. Da die Marmorstücken durch Sprengungen nicht beeinträchtigt werden durften, war auch ein rentabler Betrieb der Kalkbrüche stark behindert und die bäuerlichen Besitzer ließen die Kalkbrüche gänzlich ruhen. Wohl deshalb veranlasste August der Starke den Ankauf eines Kalkbruchs, aus dem besonders gute Marmorstücke bis nach England verschifft wurden.

 

Reliefkartendarstellung der Marmorbrüche von Maxen

(1) Alter Bruch

(2) Roter Bruch

(3) Altes Werk

(4) Mundloch Wasserstollen

(5) Kalksteinschächte Friedrich-Burkhard & Maximilian

(Karte: GeoSN, dl-de/by-2-0)

 

Ende des 18. Jahrhunderts war in diesem königlichen Bruch (genannt „Alter Bruch“) kaum noch Marmorpartien zu finden, während im südlich daneben befindlichen „Roten Bruch“ des Ritterguts noch Marmor gewonnen wurde. Um die Wasserableitung zu gewährleisten hatte man bereits 1787 einen Erbstollen angelegt und war 1804 mit dem Auffahren eines zweiten Stollens beschäftigt. Die Stollen sind inzwischen verbrochen, wobei die Lage eines Mundlochs anhand einer kurzen Rösche noch im Gründel westlich der Brüche erkennbar ist. Während der „Rote Bruch“ heute die Naturbühne beherbergt, ist der königliche Marmorbruch vollständig verkippt worden. Erhalten blieben aber insgesamt vier Kalköfen des „Alten Werks“. Neben zwei Kalkschnellern und einem kleinen Kammerofen ist hier besonders der 1856 erbaute Rüdersdorfer Ofen (nach dem Prinzip des Grafen Rumford) bemerkenswert. Im Gegensatz zum älteren „Marienofen“ in der Winterleite wurde hier bereits eine „modernere“ schlankere Bauweise gewählt.

 

Die Kalköfen am alten Werk

 

(4) Die Kalkbergwerke Kalkbergwerke "Maximilianschacht" und "Friedrich-Burkhard-Schacht"

Der Betrieb des Kalkbergwerks am Maximilianschacht ging auf Initiative eines umtriebigen Gutsbesitzers zurück, der durch eine Vielzahl (zumeist gescheiterter) Projekte zum Aufbau eines größeren Kalkwerks bekannt wurde. Nachdem ab 1866 der Schacht abgeteuft, eine Abbaustrecke getrieben sowie ein Kalkofen und Betriebsgebäude entstanden waren, gelangte der Betrieb zunächst bei stark schwankenden Preisen an wechselnde Besitzer, zuletzt die Advokaten Weise und Gruner. Zum Jahr 1867 stellte sich das Kalkbergwerk dann folgendermaßen dar: Der Schacht war ca. 40 m tief (mit einem etwa 5 m tiefen Wassersumpf), stand in den oberen 22 ½ m in Zimmerung und darunter in festem Gestein. In einer Teufe von 36 m zweigte eine etwa 2 m hohe und 1 m breite Strecke ab, die ein ca. 12 m mächtiges Kalksteinlager durchschnitt. Die Förderung des gewonnenen Kalksteins erfolgte hier durch Schubkarren bis zum Schacht, in welchem ein Hornhaspel (kurz später dann eine Dampfmaschine mit 11 PS) existierte. Der Abbau war bereits auf ca. 6,8-8 m Länge und 4 ½ - 5 ½ m Breite erfolgt. Neben dem Förderschacht befand sich ein zweiter ca. 17 m tiefer Schacht, in welchem eine Hornhaspel zur Wasserhebung dienen sollte. Zur Bewetterung war ein Querschlag zum Förderschacht eingebracht worden. Das Abbaufeld des Maximilianschacht grenzte im Nordwesten an das Abbaufeld des Friedrich-Burkhard-Schachts, weshalb man 1870 versuchte beide Bergwerke als „Kalk- und Marmorbergbau Aktiengesellschaft Maxen“ zu vereinigen. Ohne neue konkrete Investitionen blieb dieses Unternehmen aber ein Spekulationsobjekt, so dass nur am Maximilianschacht der Betrieb noch bis immerhin 1886 fortgeführt wurde.

 

Der „Friedrich-Burkhard-Schacht“ lag unmittelbar südlich des Maximilianschachts. Er wurde 1867 bei einer Bergamtsinspektion befahren und als 40 m tief beschrieben, wobei die obere Hälfte in halber Bolzenschrotzimmerung gesichert war. Auf einer abzweigenden kurze Strecke konnte man über eine Fahrt auf eine tiefer gelegene Strecke absteigen, die ebenfalls nicht sehr weit getrieben war. Oberirdisch hatte das im Besitz des Unternehmers Burkhard Heymann aus Dresden befindliche Bergbauunternehmen zunächst nur „zwei Kesselöfen neuester Construction“ (Kalkschneller) errichtet. Inwiefern hier ein gewinnbringender Betrieb stattfand ist nicht überliefert.

 

 

 

Situation am Friedrich-Burkhard-Schacht

(Quelle: Bergarchiv Freiberg 40024-12/15/1)

 

Der 1870 erfolgte Versuch der Vereinigung mit dem benachbarten Maximilianschacht scheiterte und schon Ende der 1870er Jahre erlosch das Bergrecht für die Grube. Durch Moritz Wiedemar wurde 1876 ein Teil des Areals für die Einrichtung einer Brauerei erworben, die den alten Schacht als Brunnen nutzte, allerdings schon 1890 wieder eingegangen ist. Das Gebäude der Brauerei ist aber noch heute erhalten und wird als Wohnhaus genutzt.

 

Blick auf die ehemalige Brauerei am Standort des Friedrich-Burkhard-Schachtes

 

Offenbar handelte es sich beim Maximilianschacht um die ehemalige Wilhelmine-Fundgrube, auf der ab 1838 für kurze Zeit durch Carl Friedrich August Dathe von Burgk Brauneisenstein gefördert wurde. Dathe von Burgk war ein bedeutender sächsischer Montanunternehmer, der im Steinkohlenbergbau des Döhlener Beckens aktiv war. Die Wilhelmine-Fundgrube erbrachte mit 6 Bergleuten eine Förderung von 1098 Fuder Brauneisenstein. Das „magere“ Lager war nur maximal 0,08 bis 0,15 m mächtig und schon 1841 war der Abbau ins Stocken geraten. In dem Brauneisenstein, Quarz und eisenoxidreichem Tonschiefer wurde auch Vanadium in geringen Mengen gefunden. Man kann das Streichen des Lagers übrigens noch heute anhand der rötlichen Färbung des Ackers in Richtung des Teichs an der ehemaligen Kesselgrube bemerken.

 

Bemerkenswert ist schließlich noch die Tatsache, dass die Halden des Maximilian und Friedrich-Burkhard-Schachts 1890/91 abgetragen worden sind, um damit den Finckenfang aufzuschütten. Damit erreichte der Dresdner Juwelier Zechendorf die Anhebung der kleinen Anhöhe, auf der im Siebenjährigen Krieg der im Gefecht von Maxen 1759 der preußische General Friedrich August von Finck gefangen genommen wurde, eine Höhe von exakt 400 m über NN. Die Höhe ist heute allerdings nur noch mit 394 m über NN vermessen.

 

(5) Die Bauernbrüche am Weg nach Lungkwitz

Westlich Maxens, am Weg nach Lungkwitz, befinden sich einige kleine Kalksteinpartien. Diese wurden auch einem Abbau unterzogen, wovon einige Vertiefungen und Halden zeugen. Ein hier befindlicher Kalkofen wurde um das Jahr 1900 abgetragen, weil er öfters als Nachtlager von Landstreichern genutzt wurde.

 

(6) DIe Kalkbergwerke Wolfahrt und Ruschenbusch am Weg nach Mühlbach

Südlich Maxens liegen mehrere Abbaubereiche, die vielfach in spektakulären Tiefbau übergingen. Westlich des Weges nach Mühlbach liegt das Kalkbergwerk von Julius Wolfahrt. Nachdem hier bereits ein kleinerer Abbau von Kalkstein vorhanden war, erwarb 1855 der aus Dippoldiswalde stammende Arzt Dr. Julius Wolfahrt das Grundstück und ließ hier einen Kalkschneller mit Schornstein anlegen. Später gehörte der Bruch dann dem Braumeister Wagner. Wie lange der Untertageabbau hier umging ist nicht eindeutig belegt. Vermutlich endete sie jedoch bereits vor 1880, weshalb der Kalkofen schon 1896 zum Bau neuer Wohnhäuser abgetragen wurde.  Einen anschaulichen Bericht über den Zustand des Bergwerks lieferte der Untersteiger Richter im Auftrag des Bergamts Freiberg im Jahr 1867:

„Bei Befahrung der Grube begleiteten mich 2 Arbeiter, Vater und Sohn, mit Namen Müller. Dieselben brechen den Kalk im Herbst und Winter und brennen ihn im Sommer. Das abgebaute Grubenfeld besteht eigentlich in zwei mit enormen großen Höhen getriebenen Strecken, die über einander liegenund durch Stehenlaßen von 1 ½ Elle [ca. 0,9 m] Stroße als Spanner von einander getrennt sind. Um die Förderung der gewonnenen Kalksteine nach der unteren Strecke abzukürzen, hat man den Spanner in verhältnißmäßigen Entfernungen durchbrochen. Über der zweiten Strecke war eine dritte Strecke angehauen und nach 2 Seiten hin in Betrieb gesetzt.“

 

 

 

Eine vom Obersteiger Richter gezeichnete Skizze zeigt die Situation im Kalkwerk Wohlfahrt im Jahr 1867

(Quelle: Bergarchiv Freiberg 40024/12/15/1)

 

Die Befahrung und Ausförderung erfolgten auf der untersten Strecke. Die Fahrt (Leiter) zur dritten Strecke wurde mit einer Höhe von ca. 4 ½ m angegeben. Die Reste dieser Fahrt wurden bei eine Befahrung im Spätsommer 2024 noch auf der 2. Strecke vorgefunden. Bei einer älteren Befahrung durch die Bergsicherung Freiberg wurden die Weitungen des Bergwerks vermessen. Dabei wurden beachtliche Abmessungen festgestellt: die Länge der Hallen soll bis zu 100 m betragen, wobei die Höhe bei 12 bis 15 m liegen soll. Auch am Hang hinter dem von einem Haus überbauten Mundloch findet man im Gelände Spuren eines einstmaligen Abbaus in offenen Steinbrüchen. Der Kalkofen des Kalkwerks wurde 1855 errichtet. Es handelte sich um einen Schneller mit aufgesetztem Schornstein, dessen Mauerwerk jedoch nach Stilllegung des Werks abgebrochen wurde um damit Wohnhäuser zu errichten.

 

 

 

Bauplan des 1855 von Gustav Wolfahrt erbauten Kalkofens

(Quelle: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden 10380 / 173)

 

Ein weiterer eindrucksvoller Abbaubereich liegt östlich der Straße nach Mühlbach unterhalb des bekannten Blauen Häusels. Hier wurde offenbar nach 1803 durch einen Mühlbacher Einwohner mit dem Abbau von Kalkstein begonnen, bevor 1817 der Verwalter des Ritterguts Reinhardtsgrimma Georg Conrad Ruschenbusch das Grundstück kaufte. 1847 kaufte schließlich ein gewisser Herr Schiller den Kalkbruch, den er zuvor möglicherweise bereits als Pächter nutzte. Wie lange der Betrieb, zu dem auch ein Kalkofen gehörte, erfolgte ist unbekannt. Beachtlich sind die entstandenen Weitungen, die zuerst als offene Kluft, dann als Halle gut 80 m in den Berg hineinreichen. Die ungewöhnliche Ausprägung des Kalkbruchs war dabei den Besitzverhältnissen geschuldet, die eine Verbreiterung nicht möglich machten.

 

Das Kalkwerk Ruschenbusch


Literatur und weiterführende Informationen

  • Richard Beck: Erläuterungen zur Geologischen Spezialkarte des Königreichs Sachsen. Blatt 82, Section Kreischa-Hänichen. Leipzig 1892
  • Dieter Beeger: Bunter Marmor - Maxens einstiger Bodenschaft. in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Heft 3/2002, S. 31-35
  • Christoph Bieberstein: Vom historischen Kalkgewerbe und Altbergbau in der Gemeinde Bahretal. Bahretal 2013
  • Christoph Bieberstein: Die Geschichte des historischen Kalkgewerbes und dessen Bedeutung für die Kulturlandschaft - Eine Untersuchung im Raum Pirna-Osterzgebirge. (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen, Band 77). Dresden 2021, 368 S. + 3 Karten
  • Lothar Bolze: Der Maxener Kalk. Dresden 2006
  • Juliane Heinze: Der Kalk- und Marmorbergbau um Maxen. Zeugnis wirtschaftlicher und industrieller Vergangenheit. Rund um den Finckenfang Band 5, Maxen 2004