Grube Schweidrich bei Schluckenau (Šluknov)

Das Gebiet des Schluckenauer Zipfels ragt als nördlichster Ausläufer Böhmens in sächsisches Gebiet hinein. Hier erfolgte an verschiedenen Stellen Altbergbau, so bspw. in Sankt Georgenthal unter dem Tannenberg (Jiřetín pod Jedlovou) oder am Berg Schweidrich (Švajdrich) etwa 2 Kilometer südlich von Schluckenau (Šluknov). Letzteres Revier ist seit mindestens dem 15. Jahrhundert bekannt, wobei der Bergbau mit Unterbrechungen bis in das 20. Jahrhundert hinein immer wieder aufgenommen wurde. Ursprünglich führte das Auffinden von Kupfererzen und Silber zum Ausbau von Gruben und Schächten, Ende des 19. Jahrhunderts wurde darüber hinaus auch Nickel aufgefunden. Die sulfitische Kupfer-Nickel-Eisen-Vererzung ist an eine Doleritader* gebunden, die NW-SO streicht und 55-65° nach NO einfällt. Die Doleritader liegt dabei im ansonsten weitflächig verbreiteten Granodiorit.

*) Dolerit = ein basaltartiges subvulkanisches Ganggestein

Grube Schweidrich Schluckenau Sluknov Altbergbau Bergbau Bergwerk Böhmen Tschechien Tschechisches Niederland
Lage der Grube Schweidrich (mit 'X' markiert) in einer Karte des späten 19. Jahrhunderts (Ausschnitt der Franziszeische Landesaufnahme 1842-1853).

Der Betrieb des Bergbaus verlief mehrphasig, wobei die ältesten Berichte bis in die Zeit um 1470 reichen. Vor dem Dreißigjährigen Krieg erfolgte insbesondere auf Initiative der aus Sachsen stammenden Adelsfamilie von Schleinitz eine Intensivierung des Abbaus. 1554 wurde das Bergwerk als Kupfergrube, drei Jahre später hingegen als Silbermine bezeichnet. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erfolgte verstärkt die Förderung von Kupferkies, welcher im nahen Hainspach (Lipová) zu Kupfervitriol (Kupfersulfat) verarbeitet wurde. Mit dem Dreißigjährigen Krieg ging das Bergwerk um 1630 ein und erst 1835 wurden die vorhandenen Stollen und Schächte neu aufgefahren, um Kupfer- und Magnetkies (Chalkopyrit und Pyrrhotin) zu fördern. Diese Vorhaben wurde jedoch schon nach drei Jahren wieder aufegeben. Später unternahm der Warnsdorfer Unternehmer G. H. Richter 1887/88 im Bestreben zur Nickelgewinnung einen Versuch zur Wiederinbetriebnahme des Bergwerk. Allerdings scheiterte auch dieses Projekt.

 

Um den Ersten Weltkrieg lebte der Bergbau wiederum auf, wobei zwischen 1905 und 1920 mehrere Lagerstättenerkundungen durchgeführt wurden und der untere Stollen zur Erzförderung aufgefahren wurde. Auch in den 1950er/60er Jahren wurde die Lagerstätte untersucht. Es wurde dabei festgestellt, dass neben dem erwähnten Nickel sowie Kupfer- und Magnetkies auch Bleiglanz (Galenit), Zinkblende (Sphalerit) und Titaneisenerz (Ilmenit) vorhanden sind. Ferner wurden sogar Spuren von Titan und Gold angetroffen. Die erzführende Zone besitzt eine Länge von 190 m, bei ca. 20 m Breite und 31 m Höhe über der tiefsten Sohle.

Skizze zur Lage der Stollen und Schächte (eigene Erhebung nach Begehung im Gelände - Kartengrundlage: Topografische Karte System S-1952, 1:10 000)
Skizze zur Lage der Stollen und Schächte (eigene Erhebung nach Begehung im Gelände - Kartengrundlage: Topografische Karte System S-1952, 1:10 000)

 

Die Grubenanlage umfasst zwei Ebenen, die von insgesamt 6 Stollen erschlossen werden. Dazu gehören der obere, mittlere und untere Schweidrichstollen sowie Stollen im Steinbruch, am Bach und nahe der Straße. Manche Quellen (wie bspw. Zelenka/Živor 2019) sprechen jedoch nur von drei Stollen. Der mit einem Gitter verwahrte mittlere Stollen endet nach einer Länge von 44 Metern am verkippten Schacht. Die gesamte Stollenlänge der Grube Schweidrich beträgt etwa 415 Meter. Die noch vorhandenen Tiefbaubereiche dienen heute als Fledermausquartier.


Literatur und weiterführende Informationen