Die Kalklagerstätten Chemnitz-Draisdorf und Chemnitz-Rabenstein

 

Das Kalksteinlager Chemnitz-Draisdorf

 

Über das Kalksteinlager wird in den Erläuterungen zur Geoogischen Karte bemerkt, dass die Beschaffenheit dem Kalklager im Lichtenauer Ortsteil Auerswalde gleicht. Die dortigen Kalkbrüche sind in einer sehr ausführlichen und gut aufbereiteten Publikation beschrieben worden. Über den regionalen Zusammenhang wird dabei ausgeführt:

 

"Dieses Kalksteinlager stellt sich als eine aus mehreren Lagen bestehende, im äußeren Kontakthof des sächsischen Granulitgebirges befindliche Struktur dar, die sich vom oberen Biensdorfer Tal über Ottendorf, Auerswalde, Draisdorf bis Niederrabenstein fortsetzt. Die Mächtigkeit und Beschaffenheit des Kalksteinlagers ist dabei sehr stark schwankend. Mitunter besteht das Lager aus einzelnen Gängen wie in Draisdorf oder vereinigt zu einer größeren Struktur wie in Ottendorf oder Auerswalde."

 

Die Kalksteine der genannten Lager sind im Allgemeinen von weißer bis blaugrauer Farbe, sehr feinkörnig und ebenflächig geschichtet. Das Draisdorfer Lager wird dabei aus mehreren sehr schmalen Gängen aufgebaut, die nie 2 Meter Mächtigkeit überschreiten. Es wird von grünlichgrauen Hornblendeschiefern und Phylitten begrenzt die in einem Winkel von ca. 35 Grad in Richtung Ostsüdost einfallen.

 

Chemnitz Draisdorf Karte Messtischblatt Kalkbruch Kalk

 

Die Draisdorfer Kalkbrüche liegen im nördlichsten Teil der Dorfflur unweit der ehemaligen Wittgensdorfer Niedermühle bzw. des ehemaligen unteren Bahnhofs von Wittgensdorf. Der Ausschnitt der topographischen Karte von 1894 zeigt die Lage des Kalkbruchs, der sich durch den fortschreitenden Abbau langgestreckt in den Osthang des Chemnitztals hinein erstreckt.

 

Nach einer Beschriebung von Christian Gottfried Kretschmar aus dem Jahr 1822 erfolgte die Gewinnung schon damals untertage. Kretschmar schreibt: "Der Kalkbruch zu Draisdorf ist ein Gegenstand für Freunde der Natur. Die Grube gleicht einem unterirdischen Dom mit Pfeiler und Gewölbe, wo sich im Halbdunkel seltsame Gestalten bilden. Der Kalkstein ist marmorartiger Urkalk."

 

Allerdings zeigt das Meilenblatt von 1790 zwei versetzte Steinbrüche und einen Kalkofen am Ufer der Chemnitz, so dass davon auszugehen ist dass - ähnlich wie an vielen anderen sächsischen Standorten - die Kalksteingewinnung im Tagebau begann und dann in einen Tiefbau überging. Diese Tiefbaue müssen schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts recht umfangreich gewesen sein, denn der Dichter Friedrich Freiherr de la Motte hob in seinen Reiseerinnerungen die ausgedehnten Weitungen der Draisdorfer Kalkgrube hervor.

 

Jedoch scheinen über die Draisdorfer Kalkbrüche insgesamt nur wenige Dokumente vorzuliegen. In den Beständen der Sächsischen Staatsarchive haben wir bis jetzt nur ein einziges Dokument entdeckt:

 

30008 Amt Chmenitz (Justiz- und Rentamt) - Nr. 1522: Caspar Abraham von Schönberg gegen Johann Georg Grüntzig in Draisdorf wegen eines Kalkbruch (Zeitraum 1715-1716)

 

Ohne diese Akten bisher eingesehen zu haben, deutet der Titel bereits darauf hin, dass der im benachbarten Wittgensdorf ansässige Grundherr von Schönberg Ansprüche auf den zunächst bäuerlichen Kalkbruch machte. Eine weitere Akte aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden deutet dann jedenfalls darauf hin, dass der Draisdorfer Kalkbruch später im Besitz der Herren zu Schönberg war:

 

10084 Appellationsgericht - Nr. 11151: v. Schönberg auf Wittgensdorf . /. Marie Ros. Kleeberg wegen eines Fahrweges vom Kalkbruch zu Draisdorf (Zeitraum: 1789)

 

heutiger Zustand

 

Die Draisdorfer Kalkbrüche wurden 1993 zum Flächennaturdenkmal erklärt, was auf botanische und faunistische Besonderheiten zurückzuführen ist. Die Abbaubereiche sind von der Straße aus gut zugänglich, wobei direkt an der Straße an einer Bruchwand der einzige heute noch erkennbare Zugang zu einem Tiefbaubereich zu sehen ist. Es handelt sich um eine stollenartige Öffnung, die leicht abwärts führt, aber aufgrund der Verschüttung mit Abraum nur wenige Meter einsehbar ist. Interessant dabei ist, dass man sich hier bereits auf dem Niveau der Bachaue befindet, weshalb ein in die Tiefe führender Abbaubereich sicherlich eine Hebung des Grundwassers benötigte.

 

Geht man von der Straße aus weiter in das Bruchgelände hinein, so nimmt die Höhe der östlich liegenden Bruchwände zu und erreicht wohl bis zu 15 Meter. Im Bereich der höchsten Wände nimmt das Bruchgelände dann eine kesselartige Gestalt an. Der nördlichste Abbaubereich ist hingegen durch einen Sattel abgetrennt, weshalb er allseitig steile Böschungen hat und die Form eines riesigen Trichters bzw. einer Pinge aufweist. Das es sich tatsächlich um einen eingestürzten Tiefbubereich handelt ist durchaus denkbar, weil es schwer vorstellbar ist, wie in dem "Trichter" ein Abrutschen von Schutt verhindert und das Ausfördern der gebrochenen Kalksteine realisiert worden sein könnte.

 

Am bemerkenswertesten an den Draisdorfer Kalkbrüchen ist das Relikt eines Kalkofens, welcher sich auf dem erwähnten Sattel befindet. Zweifellos muss dieser Ofen schon sehr alt sein, denn er weist noch die Merkmale der Grubenöfen auf: eine längliche in einem Abhang angelegte Mulde, deren Seitenwände mit Steinen ausgekleidet waren. (Er ist in seiner Art vergleichbar mit dem Kalkofen in Polánka im Böhmischen Eisengebirge) An diesen Steinen ist noch ein Bezug mit verschlacktem Kalk feststellbar, wodurch die Nutzung der Grube als Kalkofen unverkennbar wird. Öfen dieser Art sind in Sachsen kaum mehr vorhanden bzw. bekannt. Ein vergleichbares Objekt liegt jedoch unterhalb der Talsperre Neunzehnhain. Solche Grubenöfen waren an Kalkbrüchen bis in das 18. Jahrhundert verbreitet, wurden dann allerdings durch die kontinuirlich nutzbaren Trichteröfen ("Kalkschneller", Rüdersdorfer Ofen etc.) verdrängt.

 

 

Das Kalksteinlager Chemnitz-Rabenstein

 

Tagesanlagen am ehemaligen Kalkwerk Rabenstein
Tagesanlagen am ehemaligen Kalkwerk Rabenstein

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