Die König-Anton-Fundgrube bei Niederseidewitz

 

Fast unmittelbar unterhalb der Seidewitztalbrücke der Autobahn Dresden - Prag liegt am rechten Steilhang des Tals ein Stollen, dessen Name bisher nicht ermittelt werden konnte. Das Mundloch befindet sich direkt neben einer scharfen Kerbe, die von der Niederseidewitzer Hochfläche steil in das Seidewitztal verläuft. 

 

 

Der Blick in die Topographischen Karte von 1944 vermerkt an dieser Stelle neben einer Stollen-Signatur den Namen "König Anton-Fundgrube". Es ist allerdings zweifelhaft, ob es sich tatsächlich um einen Erb- oder Erschließungsstollen dieses Bergwerks handelt. Tatsächlich mündete der Stollen des Bergwerks König Anton an der mit Pfeil markierten Stelle.

 

 

 

 

So verzeichnet die Geologische Karte von 1913 die "König Anton Fdgr." weiter südwestlich im Zusammenhang mit einem Braun- und Roteisenerzlager (e), welches die Straße von Ober- nach Niederseidewitz kreuzt. Diese Lage bestätigt auch ein bergamtlicher Generalriss aus den Jahren 1925-1944 , in dem das Mundloch des König Stollens sowie ein Schurfschacht an der gleichen Stelle verzeichnet.

 

 

Diese Darstellung deckt sich ebenso mit den 1892 von BECK verfassten Erläuterungen zur Geologischen Karte. Er nannte einen "...auf 164 m Länge von NO. herangetriebenen und auf etliche 80 m im Lagerstreichen ausgelängten Stolln...", der mit dem Erzlager der Anton-Fundgrube verbunden war. Tatsächlich lassen sich schwache Spuren eines vollkommen verbrochenen Mundlochs im südlichen Hang des oberen Schuppricht-Lochs nahe der heutigen Straße erkennen (siehe Pfeil in der TK von 1944). Vom ehemaligen Schacht hingegen ist heute nichts mehr zu sehen, was möglicherweise mit einer leichten Verlagerung des Straßenverlaufs zusammenhängen kann.

 

 

Der noch heute zugängliche Stollen am Hang des Seidewitztales liegt jedoch immerhin etwa 450 Meter vom Erzlager der Anton-Fundgrube entfernt. Daher scheint es sich eher um einen eigenständigen, vermutlich viel älteren Bergbauversuch zu handeln. Tatsächlich vermerkt BECK (1892) im Zusammenhang mit der Anton-Fundgrube:

"Weiter nordwestlich war im unteren Theile der Schubschlucht ein ebenso streichendes

Schwefelkieslager aufgeschlossen."

 

In der Karte ist aber nur ein Eisenkieslager (k) eingetragen, welches von der Lage her allerdings nicht mit dem Stollen unter der Autobahnbrücke identisch ist, sondern gut 300 m weiter östlich verzeichnet ist. Im Gelände lassen sich dort jedoch überhaupt keine Spuren alten Bergbaus bemerken. Es erscheint daher durchaus plausibel, dass es sich um eine Ungenauigkeit in der Karte handelt. Zumindest scheint das Streichen des in der Karte eingezeichneten Eisenkieslagers mit der Richtung des Stollens überein zu stimmen.

 

Fasst man die getroffenen Aussagen zusammen, so lässt sich sagen, dass der Stollen am rechten Hang des Seidewitztals unter der Autobahnbrücke wohl nicht zum Bergwerk "König Anton-Fundgrube" gehörte. Zumindest kann mit Sicherheit gesagt werden, dass es sich hier nicht um den mit dem Schurfschacht verbundenen "Anton-Stollen" handelt. Eine Akte des Bergarchivs Freiberg (Signatur 40170/204) vermerkt bezüglich der Anton-Fundgrube, dass bei der Mutung im Jahre 1827 das Abbaufeld neben der Fundgrube ein oberes und ein unteres Maß umfasste, wobei auch ein Erbstolen angelegt werden durfte. Es könnte also möglich sein, dass der am Hang des Seidewitztals angelegte Stollen als Entwässerungsstollen geplant war und dann eher zufällig ein Eisenkieslager erschlossen wurde. Ebenso könnte es sich aber um einen sehr viel älteren Stollen handeln, der nicht mit dem Bergbau des 19. Jahrhunderts verbunden war. Vielleicht stößt man bei der weiteren Erforschung des Berggießhübler Eisenbergbaus irgendwann auf Archivquellen, die hierzu genauere Aussagen zulassen.

 

Was lässt sich vor Ort heute noch entdecken? Der Stollen verläuft verhältnismäßig gerade in südöstlicher Richtung und endet nach ca. 50-60 Meter blind. Ausgehend vom Mundloch erreicht man nach gut 10 m eine Aufweitung am rechten Stoß, wo sich ein rechteckiges Gesenk von ca. 1 x 1,50 Meter befindet. Offenbar konnte man hier mittels einer Fahrung auf eine 4-5 Meter tiefer liegende Sohle gelangen. Allerdings ist dieser Bereich vollkommen abgesoffen, so dass keine genaueren Aussagen getroffen werden können. Es hat jedoch den Anschein, dass hier ein zweiter Stollen erschlossen wird, der unter dem oberen verläuft. Dem Wasserstand zu urteilen ist dieser Stollen jedoch ohne eigenes Mundloch angelegt worden. Wie also während des Betriebes das Wasser abgeführt wurde bleibt rätselhaft. Der obere Stollen jedenfalls ist ausgesprochen trocken, so dass die Wasserhebung vielleicht aufgrund des wenig durchfeuchteten Gesteins in diesem Hangbereich durch manuellen Betrieb gewährleistet werden konnte. Überhaupt erscheint vieles hier merkwürdig. Nicht zuletzt die schwer zugängliche Steilhanglage und das Fehlen eines Haldensturzes.

 

 

Auszug aus einer Bergarchivakte über die Anton-Fundgrube

(40170 Grubenakten des Bergamtsbezirks Altenberg mit Berggießhübel und Glashütte, Nr. 204 König Anton-Fundgrube 1827-1885)

  • 1827 erfolgte die Mutung auf 1 oberes und 1 unteres Maß sowie einen tiefen Erbstolln
  • das Bergwerk lag auf dem Flurstück des Begüterten Günther in Niederseidewitz
  • das Lager hatte ein Streichen von St. 7 und fiel um 20 Grad nach Mitternacht ein
  • der Stollen wurde in der „Schub-Schlucht“ um 30 Lachter (ca. 60 Meter) tiefer angesetzt (als Querschlag im Kalkschiefer)
  • bis März 1829 um 32 Lachter (ca. 64 Meter) gegen Mittag (St. 12) ins Feld geführt und somit noch 6-8 Lachter (12-16 Meter) vom Lager entfernt
  • die Grube war 1829 mit 2 Mann belegt
  • im September 1829 war der Stollen auf 41 ½ Lachter (ca. 83 Meter) ausgebaut und hatte das Lager erreicht, wobei in einem angelegten Ort der Abbau erfolgte
  • bis 1830 wurde per Querschlag der Schacht erreicht
  • bereits 1830 lag das Bergwerk dann aber in Frist
  • 1872 mutete Heinrich Krug aus Chemnitz neu auf die Grube und das umliegende Gelände (insgesamt 7.267.225 Quadratmeter Grubenfeld)
  • bereits 1873 sagte er die Grube wieder los und veräußerte sie an die Eisenindustriegesellschaft in Pirna
  • nach dem Riß (Bergarchiv Freiberg 40040/B268) von 1872 war der Schacht bereits verfüllt