Geologie der Bornaer Kalksteinlagerstätte
Die Kalksteinlagerstätten Bornas gehören einer Zone an, die als schmaler Streifen von Nordwesten nach Südosten über etwa 10 Kilometer durch das Elbtalschiefergebirge verläuft. Neben den Bornaer Brüchen liegen bedeutende Abbaubereiche bei Maxen, Nentmannsdorf sowie Berggießhübel (wo die Kalkgesteine nur untertägig in den Eisenerzbergwerken aufgeschlossen sind). Es handelt sich um Gesteine die in der Zeit des Oberen Devon durch Carbonatfällung kalkabscheidender Algen in einem seichten Meer entstanden sind. Da die Bildung der Kalksedimente in sehr salzhaltigem Wasser erfolgte, sind begleitende Fossilien kaum anzutreffen. Die Gesteinskörper wurden im Zuge der Variszischen Gebirgsbildung stark beeinflusst, wobei der gesamte Gebirgsbereich in Form eines Synklinale gefaltet wurde. Dabei kam es zu dem noch heute zu erkennenden steilen Einfallen der Kalksteinschichten in Richtung Nordosten. Außerdem wurden die schuppenförmigen Kalksteinkomplexe zusammengeschoben, so dass die größeren zusammenhängenden Lagerstätten im Bereich der bereits genannten Orte entstanden.
Die Kalksteine innerhalb des Elbtalschiefergebirges sind keinesfalls homogen, sondern treten in vielfältigen Abwandlungen auf. Hauptsächlich unterscheidet man die beiden Varietäten „Platte“ und „Kaule“. Während die „Platte“ mit 49-52 % CaO-Gehalt ein „klassischer“ Kalkstein ist, muss die „Kaule“ mit nur 28-33 % CaO, aber 17-18 % MgO als Dolomit bezeichnet werden. Die ergiebige Lagerstätte Bornas wurde in größerem Maße durch die massigen Dolomitkalke gebildet, welche zudem in Teilbereichen auch durch magmatische Intrusionen in Marmor umgewandelt worden sind.
Die Erwähnung einer Kalksteinlieferung durch Nicolaus Kune an das Dresdner Brückenamt im Jahr 1388 ist der früheste schriftliche Beleg für das Bestehen von Kalkbrüchen in Borna. Die Kalksteine aus Borna waren durchaus begehrt, weil sie „sehr schön und weissen auch festen Kalck“ gaben (Gerber 1717). Trotzdem sind über lange Zeiten die Steinbrüche nicht betrieben worden, weil die Bauern, auf deren Grundstücken sie lagen, den Aufwand scheuten. Problematisch war nämlich sowohl die Beräumung der mächtigen Deckschichten sowie die Ableitung des Grundwassers, welche sich schnell in den angefangenen Steinbrüchen ansammelte. So wurde beispielsweise 1719 geklagt, dass die Bornaer Kalkbrüche „durch das viele Gewässer ganz ersäuffet sind“. Noch 1764 heißt es anlässlich einer Bewertung der Ackerflächen über die Felder des Dorfes, sie wären „überhaupt durch die alten nunmehro aber ungangbaren Kalckstein-Brüche sehr ubrauchbar“. Um 1800 war der Abbau dann jedoch zumindest wieder soweit in Gang gekommen, dass mehrere Kalkbrüche nebeneinander bestanden. Die Kalksteingewinnung war sogar so umfangreich, dass der tiefste Bruch damals etwa 37 Meter tief gewesen sein soll. Da die Kalksteinlagerstätte quer über die nördliche Bornaer Flur verlief, konnten 6 Bauerngüter (No. 2-6, 9 und 10) Kalksteinabbau betreiben. Tatsächlich betrieben zu Beginn des 19. Jahrhunderts immerhin sechs Kalkbrüche in Betrieb, wobei die beiden größten zum Pfarrgut gehörten. In der Regel waren die Brüche verpachtet und wurden nicht durch die Gutsbesitzer selbst betrieben. So war der Nentmannsdorfer Gutsbesitzer Haußwald (der dort selbst Kalkbrüche und –öfen besaß) um 1820 Pächter der Bornaer Pfarrbrüche und der Gutsbesitzer Kaiser aus Friedrichswalde betrieb in der selben Zeit den Kalkbruch auf dem Gut No. 10. Erst mit dem Entstehen gewerblicher Kalkwerke im Zuge der Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Kalkbrüche von den Gutsbesitzern Bornas selbst betrieben. Dabei kam es auch zunehmend zur Zusammenlegung von Abbauflächen, wobei letztlich der im 20. Jahrhunderts entstandene Kalksteintagebau des VEB Kalkwerk Borna große Teile der alten Brüche überbaute bzw. verschüttete. Einen Eindruck von den „vorindustriellen“ Kalkbrüchen kann man heute aber noch im Steinbruch des ehemaligen Kalkwerks Heschel (Gut No. 2) erhalten.
Bornaer Marmor
Eine Besonderheit der Bornaer Kalksteinlagerstätte war das Vorhandensein von Marmor. Der dolomitische Kalkstein mit seinen verschiedenen Zusammensetzungen „führt durch den Schliff mannigfache Farbeffekte herbei, so dass das Gestein besonders im 18. Jahrhundert als Marmor weit bekannt wurde“. Anreiz zur Verwendung als Architekturmarmor gab aber „vor Allem die Durchäderung mit rein weißem grobspätigen Kalkspat, die sehr häufig zu beobachten ist, oft aber auch fehlt“ und vermutlich auf Zonen beschränkt war, in denen das Kalkgestein im Laufe der Erdgeschichte stark tektonisch beansprucht wurde.
Solche Gesteine waren „besonders niederzu auf dem Lager“, also in Richtung des Bahretals zu finden. Wenn der Marmor auch nicht die farbliche Güte des Maxener Vorkommens aufwies, so erlangte er doch auch einige Bedeutung bei der Errichtung von Prachtbauten des sächsischen Barocks. Nach BEEGER 1992 kam Bornaer Marmor möglicherweise beim Kamin im Vestibül („Salettchen“) des Schlosses Weesenstein (1720), im Juwelenzimmer des Grünen Gewölbes (1727) und als Bodenplatten der Katholischen Hofkirche (1739) zur Verwendung. Außerdem wurden Teile des Altars der Bornaer Dorfkirche (1756) mit Gesteinen aus Borna dekoriert. Dies scheint jedoch die letztmalige Anwendung polierter Bornaer Kalksteine als Marmor gewesen zu sein.
Bergbau
In Verbindung mit dem Abbau von Kalkstein erfolgten im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder verschiedene Versuche des Erzbergbaus. Für den Zeitraum 1584-94 nennen die Akten des Bergarchivs Freiberg zwei gangbare Bergwerke, genannt „Das Neugebohrne Kindlein“ und „Das Neue Glück“. In welchem Umfang und mit welchem Erfolg diese Bergwerke betrieben wurden ist nicht mehr nachvollziehbar. Vermutlich dürfte es sich jedoch kaum um ertragreiche Anlagen gehandelt haben. Ebenso erging es der 1718 gegründeten Berggewerkschaft „Das Erfreuende Glück“, die in den Bornaer Kalkbrüchen des Gutes No. 6 ein kleine Grube auf Kupfererze und Farberden anlegt, ohne jedoch größere Einnahmen daraus zu erzielen. Interessant ist sie nur insofern, dass hier sogar der Oberlandbaumeister Mathes Daniel Pöppelmann Geld investiert hatte. Die Farberden (v.a. Eisenocker) waren zwar durchaus nützlich, da der Verkauf laut Bergamtsverordnung jedoch nur über einen Faktor in den weit entfernten Orten Elterlein und Mittweida gestattet war, blieb der Gewinn für das Bornaer Bergwerk gering. Zudem hatte die Gewerkschaft damit zu kämpfen, dass die Betreiber der Kalksteinbrüche sich durch den umgehenden Erzbergbau eher gestört sahen und deshalb alle nutzbringenden Gesteine - wie bspw. auch hochwertige Eisenerze in den Deckschichten - möglichst schnell "verschwinden" ließen...
Auch spätere Bergbauversuche, hatten keinen Erfolg. So blieb beispielsweise die auf Eisenerze gemutete Mathilde Fundgrube des Hamburger Kaufmanns Heidtmann in den Jahren 1874-77 ein Spekulationsobjekt, ohne das jemals Arbeiten ausgeführt wurden. Kurioserweise erlebte Borna auch mehrfach die Aufnahme eines Steinkohlenbergbaus, der dem Vorkommen kleinster Kohlenpartikel in dem Bereich des Höhenrückens zwischen Nentmannsdorf und Borna geschuldet war. In großer Begeisterung nahm man an, hier eine Fortsetzung der Freitaler Lagerstätte gefunden zu haben. Versuche zum Abbau von Steinkohle starteten mit großen Hoffnungen und Investitionen in den Jahren 1780, 1829 und 1887, als schließlich BECK in einem abgeteuften Schacht auf dem Grundstück des Gutes No. 3 zur Erkenntnis gelangte, dass es sich lediglich um kohlehaltige Partien der kreidezeitlichen Sedimente (Cenoman) handelte. Bezeichnend für den Wahnsinn der Krisenjahre der Weimarer Republik ist ein neuerlicher Versuch der Kohleförderung im Jahr 1923, als eine Gewerkschaft Bornaer Bauern einen Schacht auf immerhin 23 m Tiefe abteufen ließ, um dort unter rotem und grauen Dreck nur Kalkstein zu finden, der immerhin einige Kohleschmitzen enthielt, welche aber nicht einmal im Schmiedefeuer brannten...
Die Lage des 1923 abgeteuften "Steinkohlenschachts" (a) ist heute noch anhand der Schachthalde (b) erkennbar. Er befand sich etwa 40 m von der Kante des Kalkbruchs Heschel / Leuschke (e).
Außerdem verzeichnet sind:
(c) Kalkbruch und Kalkofen "Jentzsch-Schneller" (Gut No. 3)
(d) Kalkofen des Kalkwerks Heschel (Gut No. 2)
(f) Mundloch des Bornaer Wasserstollens
Das Kalkwerk Borna
1) Von den Kalkgütern No. 6 und 10 zum Kalkwerk Lotze
Das große Kalkwerk der Gebrüder Lotze, als Vorläufer des Werkes von Paul Friese war durch Zusammenlegung der vormals auf den Gütern No. 5, 6 und 7 gelegenen Abbaubereichen entstanden. Die Kalkbrüche des Gutes No. 6 wurden schon 1732 erwähnt, weil der Gutsbesitzer Christoph Freßer eigenmächtig einen Kalkofen erbaut hatte, wogegen der damalige Grundherr und Rittergutsbesitzer geklagt hatte, weil er dadurch die Privilegien seiner seit 1635 in Borna befindlichen Ziegelscheune (wo auch Kalk gebrannt wurde) bedroht sah. Noch 1842 wurde um den bäuerlichen Kalkofen gestritten, der allerdings einige Jahre später als verfallen bezeichnet wurde. Damals war es noch nicht üblich, dass die Bauern, auf deren Gütern Kalkbrüche lagen, den Kalk auch selbst brannten. Vielmehr lieferten die Kalkbrüche nur Rohsteine an Ziegelhütten, oder auf den staatlich organisierten Verkaufsplatz an der Elbe in Pirna. Streitigkeiten um Anlegung und Nutzung eines Kalkofens auf dem Gut No. 6 scheinen sich über mehrere Jahrzehnte hingezogen zu haben, denn auch für 1786 ist ein Gerichtsstreit des damaligen Besitzers Johann Gottlieb Jentzsch mit der Grundherrin Klara Auguste von Ponickau bekannt. Heute ist das gesamte Areal im großen Tagebau aufgegangen, weshalb keine Spuren des Ofens mehr auffindbar sind. Das Gut No. 6 wurde 1879 durch Friedrich Wilhelm Lotze mitsamt der Kalkbrüche aufgekauft und so mit dem benachbarteb Gut No. 10 vereinigt.
Die dortigen Kalkbrüche sind erst seit 1821 schriftlich belegt, wenngleich sie auch bereits älter sein dürften. Bis in die 1840er Jahre hatte Johann Gottlob Kaiser aus Friedrichswalde die Pacht des Kalkbruches inne. Er verkaufte einerseits Kalksteine in Pirna, hatte aber auch am Mühlberg auf seinem zu Friedrichswalde gehörenden Flurstück einen Kalkofen angelegt. Durch den Aufkauf zweier Parzellen des Gutes No. 9 konnten 1844/48 die Kalkbrüche effektiver erschlossen und somit erweitert werden. Nach häufigen Besitzwechsel, gelangte das Gut No. 10 im Jahr 1871 für 13.000 Taler an Friedrich Wilhelm Lotze.
Bereits zwei Jahre später veräußerte dieser das Gut und die Kalkbrüche für nun 124.500 Taler [!] an die Sächsische Baugesellschaft zu Pirna. Dieses Unternehmen hatte große Pläne und wollte neben den vorhandenen drei Schachtöfen in Borna auch noch moderne Gaskalköfen im neuen Industriegebiet in Pirna an der Elbe aufbauen. Ein schneller Konkurs führte dann allerdings dazu, dass Lotze – der selbst Mitglied der Gesellschaft gewesen war - das Gut No. 10 samt Öfen und Brüchen schon 1875 für nur noch 78.00 Mark (ca. 26.000 Taler) zurück kaufte. Das Kalkwerk Gebr. Lotze war um 1900 das größte Unternehmen des Kalkgewerbes im Raum Pirna. Damals wurden Kalksteine in insgesamt vier Bornaer Kalkbrüchen gebrochen und in zwei Kalkschnellern mit 7 Kesseln gebrannt, wobei der Großteil der Produktion im Mörtelwerk der Firma in Dresden verwertet wurde. Hauptgeschäftsführer des Werks war Friedrich Wilhelm Lotze, der auch selbst im Gut No. 10 wohnte. Als Mitbesitzer war ebenfalls Carl Friedrich Lotze am Bornaer Kalkwerk beteiligt. Dieser war 1837 auf einem Bauerngut in Liebenau geboren und zunächst in verschiedenen Gegenden Sachsens als Verwalter und Inspektor großer Güter tätig. Seit 1889 war er Mitbesitzer des Kalkwerks seines Bruders. Er war darüber hinaus aber auch Amts- und Gutsvorsteher, Standesbeamter und Kreistagsabgeordneter sowie von 1893 bis 1903 Mitglied des Deutschen Reichstags. Der Absatz des Kalkwerks Lotze war jedoch nach 1900 zunehmend ungünstig, so dass der Betrieb 1908 bereits vollständig eingestellt war. Neben der allgemeinen Konkurrenz ausländischer Kalke, war ein Hauptproblem, dass in den Brüchen meist nur noch Dolomit gewonnen werden konnte. Das gewonnene Gestein lieferte daher „keinen pulverig zerfallenden Stückkalk“ und war weniger zur Mörtelbereitung geeignet. Zwar hätte man die „Kaule“ wegen ihres hohen Magnesiagehaltes (MgO) als Grundstoff für die Zementherstellung verwenden können. Dafür fehlte allerdings ein Mahlwerk, welches erst nach der Wiederaufnahme des Betriebes Ende der 1920er Jahre entstand.
2) Vom Kalkwerk Lotze über das Kalkwerk Friese zum VEB Kalkwerk Borna
Nachdem der Abbau von Kalksteinen in Borna über Jahre hin geruht hatte, kam durch den Kauf des vormals Lotze’schen Kalkwerks durch Paul Uhlig am 12.01.1927 neues Leben in die Steingewinnung. Die Kaufsumme betrug 82.500 Reichsmark wozu zusätzlich in eine neue Kompressoranlage für Pressluftwerkzeuge, eine Mahlanlage sowie eine Rauchabzugseinrichtung für die bestehenden Kalköfen auf Parzelle 202 investiert wurde. Geplant war weiterhin die Einrichtung eines Schrägaufzuges mit elektrischer Winde um die Förderung der Steine aus den tiefen Brüchen zu gewährleisten. Auch der heute als Museum eingerichtete Kalkofen No. 5 wurde modernisiert und auf 22 Kubikmeter Fassungsvermögen erweitert, wobei nunmehr ein kontinuierliches Arbeiten möglich war. Die Investitionen zeigen, dass das Kalkwerk zuvor noch sehr gering technisiert war und wohl nur über veraltete Technik wie Aufzüge mit Pferdegöpel und rein handbetriebene Brechwerkzeuge verfügte. Die kapitalintensive Neueinrichtung des Kalkwerks schlug sich in der Umwandlung des Unternehmens in eine GmbH nieder. In diesem Zusammenhang kam es am 22.11.1929 zur Veräußerung an den Dresdner Fabrikbesitzer Paul Friese (geboren 1890 in Kirschau, wohnhaft Mosczinskistr. 4). Durch die bereits erfolgten Neuinvestitionen erhöhte sich der Kaufpreis gegenüber 1927 um gut die Hälfte auf 125.000 Reichsmark. Das dem Werk zugehörige Grundstück setzte sich aus den Parzellen der Güter No. 6 und 10 zusammen und umfasste somit den Hauptteil der Bornaer Kalklagerstätte. Zur modernen Ausstattung des Kalkwerks Paul Friese gehörte ab 1932 auch ein Lastkraftwagen, mit welchem gesackter Branntkalk zum Verladebahnhof in Zehista befördert werden konnte.
Als problematisch erwies sich jedoch, dass die um 1885 im Bahretal eingerichtete Strasse nicht ausreichend ausgebaut war und der Transport daher „nicht nur kostspielig, sondern auch gefährlich“ war. Somit war die Konkurrenzfähigkeit des Werkes stark beeinträchtigt und die Gemeinden des Bahretales drängten auf staatliche Unterstützung zum Ausbau des Verkehrsweges, wobei sogar eine Bahntrasse gewünscht wurde. Diese Forderung wird verständlich, wenn man in Betracht zieht, dass die Region nach der Weltwirtschaftskrise durch eine hohe Arbeitslosigkeit belastet war und in die Erschließung des Kalkwerks Borna große Hoffnung bezüglich einer Verbesserung dieser Situation gesetzt wurden. Schon 1930 fanden immerhin wieder 30 Arbeiter eine Erwerbsmöglichkeit im Kalkbruch und an den Öfen. Die Konkurrenz schlesischer Kalkwerke, die bereits um 1900 zum Erliegen der meisten hiesigen Kalkwerke und –brüche geführt hatte blieb auch in den 1930er Jahren eine ernsthafte Gefahr. Dazu kam, dass innerhalb Deutschlands eine Tendenz zu Konzentration und Monopolisierung zu beobachten war, in der Folge Kalkwerke zu überregionalen Vereinigungen zusammengeschlossen wurden. Als 1934 das stillliegende Nentmannsdorfer Kalkwerk durch eine derartige Verkaufsgenossenschaft wieder in Betrieb gehen sollte, protestierte Paul Friese zunächst heftig dagegen. Man einigte sich aber schließlich dahingehend, dass Friese in die „Verkaufs-Vereinigung sächsisch-schlesischer Kalkwerke“ eintrat und ein Jahreskontingent von 500.000 Zentner zugesichert bekam.
Der Geschäftsgang scheint sich in den folgenden Jahren positiv entwickelt zu haben, denn man sah sich veranlasst 1937 einen Antrag zur Erweiterung der Ofenbatterie (Öfen I-III) um einen weiteren Schachtofen mit 42 Kubikmeter Fassungsvermögen zu beantragen. Obwohl Erweiterungen der Produktionskapazitäten in Kalkwerken durch das Reichswirtschaftsministerium per Gesetz von 1934 und 1935 untersagt waren erhielt das Kalkwerk Borna (damals unter dem Namen „Be-Zet Bornaer Zementkalk“) eine Ausnahmebewilligung. Eine zusätzliche Ausweitung der Produktion erfolgte 1938, als Friese in Pirna auf dem Flurstück Altjessen Nr. 93 ein Gewerbe zur „Herstellung von Kalkmörtel und Sandgrubenbetrieb“ anmeldete. Das Kalkwerk Borna blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst im Besitz von Paul Friese. Da – offenbar dem Mangel der Nachkriegsjahre geschuldet – Friese und der Sprengmeister des Kalkwerks 1946 beim Versuch des Sprengens mit einer Panzermine tödlich verunglückten, wurde zum Juli des Jahres die Übertragung des Werks in Volkseigentum per Volksentscheid herbeigeführt. In den Jahren 1960-64 wurde das Kalkwerk umfassend modernisiert, wodurch die Produktionsmenge ausgeweitet werden konnte und der Kalkbruch zu einem regelrechten Tagebau heranwuchs. Die Produktion endete zunächst 1999, woraufhin das Kalkwerk - mit Ausnahme des heute als Museum eingerichteten Ofens No. 5 - vollständig abgerissen wurde. Seit dem Jahr 2013 wurde die Steingewinnung im Tagebau wieder aufgenommen.
Literatur und weiterführende Informationen