Das unmittelbar südlich von Freiberg gelegene Bergbaugebiet von Brand-Erbisdorf stellt eine bedeutende Region des erzgebirgischen Bergbaus dar. Gegenstand des Abbaus waren zahlreiche im Gneisgestein eingeschaltene Erzgänge v. a. der Quarz-Polymetall-Assoziation (kb-Formation), der karbonatischen Silber-Sulfid-Assoziation (eb-Formation) und der Eisen-Baryt-Assoziation (eba-Formation) und die darin vorhandenen Silber-, Blei- und Zinkerze.
Ausgehend von Freiberg fanden wohl schon im 13. Jahrhundert erste Bergbauversuche am Berg "Brand" statt, darauf deuten archäologische Funde hin. Jedoch wurde erst
1387 die erste Grube "Zu dem schmalen Gange" erwähnt", so dass sich Brand erst im späten 14. Jahrhundert als Bergbauort entwickelte. 1470 wurde der "Brandstolln" als wichtiger
Entwässerungsstollen wieder aufgewältigt, er muss also schon deutlich vorher bestanden haben. Sein Haupttrakt war ca. 5 km lang, mit Nebenflügeln soll er eine Ausdehnung von 20 km gehabt
haben.
Analog zu anderen sächsischen Bergbaurevieren setzte auch in Brand im frühen 16. Jahrhundert eine erste Blütezeit des Bergbaus ein. Unzählige kleine Bergwerke
müssen damals bestanden haben - allein 340 sind als erzliefernde Gruben aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Sie erbrachten damals eine Ausbeute von knapp 149 Tonnen Silber!
1516 wurde erstmals die (vermutlich ältere) "alte Mordgrube" erwähnt, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als bedeutende Grube des Reviers in Betrieb blieb. 1596 wurde südwestlich von Brand die Grube "Himmelsfürst" erstmals erwähnt, auch sie sollte sich zu einem der ertragsreichsten und bekanntesten sächsischen Bergwerke entwickeln. Zur Verbesserung der Entwässerung begann ab 1526 der Vortrieb des "Thelersberger Stolln". Sein Vortrieb erfolgte bis ins 19. Jahrhundert hinein. Der Stollen erreichte eine Länge von 6,7 km, war mit allen Abzweigungen und Flügeln letztlich aber mehr als 50 km lang. Heute dient der Stollen als Winterquartier für ca. 3.000 Fledermäuse.
historische Darstellungen und Aufnahmen des Bergbaus in Brand-Erbisdorf
Nach den Wirren und Niedergängen infolge des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) und des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) setzte im späten 18. Jahrhundert ein erneuter Aufschwung des Bergbaus ein.
Im Norden von Brand wurde (auf der Gemarkung von Zug) 1697 die "Beschert Glück Fundgrube" angelegt, die insbesondere zwischen 1786 und 1825 reiche Erzanbrüche
aufwies. Aus dieser Zeit stammt auch das stattliche Huthaus mit seinem hohen Dach und Glockenturm. 1797 besuchte Alexander von Humbold die "Vorzeigegrube". 1810 fuhr auch Johann Wolfgang von
Goethe hier ein. Ihm folgten 1819 Prinz Leopold (Erzherzog von Österreich) und Friedrich August (Herzog zu Sachsen). Zu dieser Zeit fuhren etwa 900 Bergleute auf "Beschert Glück" ein. Ab 1830
ließen die Erzanbrüche nach, trotzdem vergrößerte sich die Grube durch den Zukauf benachbarter Grubenfelder. Mit Einführung des Goldstandards im Jahr 1871 setzte der Verfall der Silberpreise und
damit eine Krise in den sächsischen Silberbergbaurevieren ein. Zur Stabilisierung übernahm der Staat schrittweise die wichtigsten Bergwerke, darunter 1886 auch die "Beschert Glück Fundgrube".
Dies konnte jedoch die 1899 erfolgte Stilllegung nicht verhindern. Bis dahin hatte die Grube etwa 250 Tonnen Silber gefördert.
Der Bergingenieur Christian Friedrich Brendel baute 1820-1824 in den Hauptschacht der "alten Mordgrube" eine moderne zweizylindrige, etwa 17 Meter hohe
Wassersäulenmaschine ein, die nicht nur einen äußerst rentablen Abbau ermöglichte, sondern über Jahrzehnte auch als Vorbild und Lehrbeispiel für die Montanausbildung in Europa galt. Mitte des 19.
Jahrhunderts konsolidierte die Grube mit zahlreichen anderen Bergwerken im Umfeld und war als "Vereinigt Feld bei Brand" bis etwa 1870 einer der größten Bleiproduzenten der Region. Auch diese
Grube wurde 1886 verstaatlicht und 1896 stillgelegt.
Die Grube "Himmelsfürst" konnte im 18. und 19. Jahrhundert reiche Ausbeute erzielen. Zwischen 1750 und 1886 brachte die Grube kontinuierlich Gewinne aus. Die
Erträge wurden in moderne Grubenausstattungen mit Wassersäulen- und Dampfmaschinen sowie die Anlage neuer Schächte und den Aufkauf umliegender Gruben investiert. In den 1880er Jahren zählte
allein diese Grube knapp 1.800 Beschäftigte. Von 1596 bis 1885 wurden allein in diesem Bergwerk etwa 650 Tonnen Silber gefördert. Allerdings wurde auch "Himmelsfürst" von der Krise der
Silberpreise im ausgehenden 19. Jahrhundert getroffen. DIe Grube wurde 1886 verstaatlicht und 1913 stillgelegt. Im Zuge der DDR-Autarkiepolitik wurden hier zwischen 1946 und 1969 nochmals
Bleizinkerze gefördert. Untrennbar ist die Grube "Himmelsfürst" mit dem Element Germanium verbunden, welches 1885 in einer Argyrodit-Stufe der Grube entdeckt wurde.
Im Huthaus der Grube "Einigkeit", die 1850 durch den Zusammenschluss von drei kleineren Gruben entstand und 1895 geschlossen wurde, befindet sich bereits seit 1931 ein Bergbaumuseum. Der "Bartholomäusschacht" der 1529 erstmals erwähnten "Bartholomäus Fundgrube" ist ebenfalls als bergbauliche Schauanlage zugänglich und verfügt über den Nachbau einer Schwungradhaspel von 1783. Teile der Bergbaulandschaft Brand-Erbisdorf sind seit 2019 Bestandteil des UNESCO-Welterbes "Montanregion Erzgebirge".
erhaltene Sachzeugen des Bergbaus in Brand-Erbisdorf
Literatur und weiterführende Informationen