Der Specksteinstollen am Gohrisch

Am östlichen Fuß des Gohrisch (440 Meter) befindet sich die kleine Bergbauanlage des Specksteinstollen, der in der Vergangenheit auch als Weißes Loch (1835), Specksteinhöhle (1902) und Steinmarkstollen (1930) bezeichnet wurde. Die Zielstellung dieses Bergbauversuches ist bis heute nicht restlos geklärt. In unmittelbarer Nachbarschaft des Stollens befindet sich jedoch eine kleine dem Tertiär zuzurechnende Basaltdurchragung (Schlotdurchmesser bis ca. 30 Meter) im Sandstein, das Basaltvorkommen wird als Leuzitbasanit bezeichnet. Beim Durchbruch der basaltischen Schmelze erfolgte im unmittelbar angrenzenden Sandstein eine starke Aufschmelzung der Quarzkörnchen. Beim Abkühlen erfolgte eine Verhärtung des Sandsteins, der zudem durch Schrumpfungsvorgänge eine säulenförmige Anordnung erfuhr. Dieser "gefrittete" Säulensandstein ist als Flächennaturdenkmal geschützt. Der Basalt selbst wurde in einem kleinen mittlerweile stillgelegten Steinbruch gewonnen.

 

 

In unmittelbaren Grenzbereich von Sandstein und Basalt befindet sich eine Lage von Brauneisen sowie eine Lage von zersetztem Basalt, der als "Speckstein" bezeichnet wird und dem Stollen seinen Namen gab. Dieser "Speckstein" ist am Ende des Stollens in Form eines etwa 20 Zentimeter breiten Gangs aufgeschlossen. Er besteht aus einem sehr feinen gelblichweißen bis rötlichgrauen tonsteinartigem Material, das von braunen Eisenoxid- und Eisenhydroxidadern durchzogen ist. Die Grundmasse des Ganges ist Kaolinit. Ein weiteres Umwandlungsprodukt des Basaltes ist ein "Basaltzersatz", der im unmittelbaren Kontaktbereich zum Basalt einen Seitengang des Stollens vollständig ausfüllt. Diese plastische und dunkelbraun bis ockerfarbene Masse ist nach dem Hauptmineralbestand als Bentonit anzusprechen. Zudem tritt über fast die gesamte Sollenlänge in etwa halber Profilhöhe ein sehr feiner und unverfestigter Horizont von weißen Quarzsand auf. Diese Sandnester wurden in bis zu 1 Meter tiefen Aushöhlungen vermutlich als Scheuersand gewonnen. Heutige Interpretationen gehen davon aus, dass die im Kontaktbereich von Basalt und Sandstein vorkommenden Eisenerze die Zielstellung des Bergbaus im Specksteinstollen waren. Der Specksteingang wurde vermutlich nur als Zufallsprodukt der Bergbauaktivitäten entdeckt und abgebaut.

 

Die Bergbauhistorie des Specksteinstollen ist nicht restlos geklärt. Vermutet wird, dass bereits die 1583 genannte Grube Hülffe Gottes bei Königstein an Gorisch Berge mit dem Specksteinstollen identisch ist. In der Königsteiner Stadtchronik von 1755 wird das Bergwerk als "ganz vergebens gethaner Versuch" bezeichnet und war damit auflässig. Geologische Beschreibungen aus dem frühen 19. Jahrhundert bringen den Stollen weitgehend mit dem Specksteingang in Verbindung, jedoch wurde in den Reisebeschreibungen der gleichen Zeit der Stollen wiederholt als um 1750 angelegter Versuchsbau auf Steinkohle beschrieben. Die Widersprüche deuten darauf hin, dass schon in älterer Zeit keine gesicherten Informationen über das Alter des Specksteinstollen und das Ziel des damit verfolgten Bergbaus vorlagen. Das Mundloch war zudem aufgrund der tiefen Lage in einer Mulde schon anfang des 19. Jahrhunderts verschüttet. Der Rosenthaler Kantor MERKEL schrieb 1826: "Das Mundloch des Stollens ist schon seit mehreren Jahren verrollt." Frühzeitig wurde aber erkannt, dass der Specksteinstollen im Zuge des aufkommenden Fremdenverkehrs in der Sächsischen Schweiz eine Attraktion darstellt. Ein weiterer Reiseführer berichtete 1851, dass der Wirt des Gasthauses auf dem benachbarten Papststein den "...seit Jahrhunderten verfallen gewesenen..." Stollen wieder eröffnet hat. Eine weitere größere Beräumung fand 1976-1978 statt.

Das kleine Mundloch täuscht über die wahre Höhe des Stollens hinweg, die bis zu 2,60 Meter beträgt. Die Sohlenbreite beläuft sich hingegen auf zumeist nur 0,6 bis 0,8 Meter. Die vorhandenen Spuren deuten auf eine reine Auffahrung mittels Schlegel und Eisen hin. Der Stollen erreicht nach ca. 82 Metern den Kontakt mit dem Basaltschlot (Bentonit-Einbruch) und nach ca. 93 Metern den Specksteingang. Von hier aus wurden nach Nordost (ca. 7 Meter), Nordwest (ca. 6 Meter) und Südwest (ca. 5 Meter) drei weitere kleine Strecken vorgetrieben. Zudem erfolgte vom vom Streckenkreuz aus die Anlage eines ca. 13 Meter tiefen Blindschachtes. Der Specksteingang wurde durch den Blindschacht und die nach Nordost und Südwest aufgefahrenen Stecken aufgeschlossen. Die Wasserführung des Stollens ist sehr gering. Bei der Befahrung im Dezember 2015 war er trocken, ebenso der Blindschacht. Auch bei früheren Befahrungen wurde nur eine geringe Wasserführung festgestellt. Gleichwohl verfügt der Specksteinstollen auf seinen ersten 50 Metern Länge über eine Wassersaige.

 

Seit einigen Jahren dient der Specksteinstollen als Fledermausquartier. Im Zuge der Winterkontrolle dieses Quartiers wurden im Dezember 2015 folgende Fledermausarten im Stollen aufgefunden:

  • 4 Exemplare Wasserfledermaus
  • 1 Exemplar Braunes Langohr
  • 1 Exemplar Kleine Hufeisennase

 Im Dezember 2016 stellte sich die Situation wie folgt dar:

  • 1 Exemplar Bartfledermaus (weibl.)
  • 1 Exemplar Großes Mausohr
  • 1 Exemplar Kleine Hufeisennase

 

Literatur und weiterführende Informationen

  • Bernd Ullrich, Dieter Kutschke: Historische und mineralogische Aspekte des Bergbauversuchs am Gohrisch („Specksteinstollen“) im Elbsandsteingebirge (Sachsen). in: Geologica Saxonica Heft 52-53/2007, S. 69-90
  • Dieter Kutschke, Klaus Schneider: Gedingezeichen und Quartalswinkel im Specksteinstollen am Gohrisch bei Königstein. Mitteilungsheft Nr. 7 des AK Sächsische Schweiz im Landesverein Sächsischer Heimatschutz. Pirna 2008, S. 18–23