Die Kalksteinbrüche von Mutzkern im Böhmerwald (Muckovské vápencové lomy)

Die Kalksteinbrüche bei Mutzkern (Mutzkov) unweit des Moldaustausees Lipno wurden auf Partien kristallinen Kalksteins und Dolomits angelegt, welche mit einer Mächtigkeit von bis zu 45 m über etwa 1 km Länge in West-Ost-Richtung anzutreffen sind.

Ausgehend von Grubensteinbrüchen wurde hier an einigen Stellen zum Tiefbau übergegangen, da die abbauwürdigen Kalksteinschichten mit etwa 45°-50° nach Norden hin einfallen. Im mittleren Abbaubereich entstand dadurch eine beeindruckende schräg einfallende Halle, deren Hangendes durch natürliche Pfeiler in Abständen von 8-10 m abgestützt ist.

Begonnen hat der Abbau übertägig wohl bereits im 17. Jahrhundert, seinen Höhepunkt erreichte die Kalksteinförderung jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Abbau zu jener Zeit war dabei durch Bergleute geprägt, die zeitgleich in den Graphitbergwerken des nur einige Kilometer entfernt liegenden Ortes Schwarzbach (Černá v Pošumaví) tätig waren. Die Firma Bayer ließ mit dem hier gewonnenen Kalkstein ein spezielles Wundpuder herstellen, welches Soldaten im 1. Weltkrieg in einer Dose mit sich führten. Ferner verwendeten die Bunawerke den Kalkstein zur Herstellung von Füllmaterial für Gummistoffe. Sogar zur Herstellung kosmetischen Puders soll Kalkstein aus Mutzkern bis Paris versandt worden sein. In den 1920er Jahren kam der Abbau jedoch wegen mangelnder Rentabilität zum Erliegen.

Heute sind die ehemaligen Kalksteinbrüche als Naturdenkmal geschützt, da die Höhlungen für Fledermäuse ein beliebtes Winterquartier darstellen. Besonders häufig ist dabei die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) und das Braune Langohr (Plecotus auritus) anzutreffen. Als seltene Arten können auch Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) und Große Bartfledermaus (Myotis brandii) beobachtet werden. Das Areal der Kalksteinbrüche ist zwar offiziell für die Öffentlichkeit gesperrt, allerdings fehlt eine Umzäunung, so dass das Begehen der Abbaubereiche möglich ist. Etwas skurril ist dabei die Tatsache, dass an einigen Stellen Zauntore aufgestellt sind, ohne dass sich rechts und links ein Zaun anschließen würde. Die Warnschilder „Zutritt verboten! Unterirdische Hohlräume“ schrecken daher Bergbaubegeisterte wohl nicht allzu sehr. In den Abbaukammern ist freilich Vorsicht geboten, da immer wieder Abbrüche an der Firste erfolgen, wie unschwer an den Trümmern erkennbar ist. In den 1980er Jahren wurde durch abbrechende Gesteinsbrocken ein junger Mann erschlagen!

Literatur und weiterführende Informationen

  • Radomír Zelenka & Roman Živor: Hornické památky České Republiky (Praha 2019, S. 246-249)